Bis vor kurzem habe ich mit NMS die „Neue Mittelschule“ assoziiert. Jetzt ist mein Horizont erweitert: NMS steht auch für Nasen-Mund-Schutz. Ja, ich habe auch genäht. Ich muss ja schließlich einkaufen gehen – und ohne darf man nicht in den Laden… wenn schon, dann schick 😉
Nun ist es also soweit: seit 2 Tagen dürfen wir nur noch mit Nasen-Mund-Schutz zum Einkaufen. Ökologisch sinnvoller als die Wegwerfdinger, die man bei den Supermärkten bekommt, finde ich einen selbstgenähten Schutz, den man nach jedem Gebrauch auskochen und wieder verwenden kann. Vermutlich werden wir das Ding ja für die nächsten Monate – oder zumindest Wochen – in Verwendung haben…
Bunt sollte er sein, vor allem für die Kinder. Bunte Baumwollstoffe hatte ich allerdings nur in nicht kochfester Variante vorrätig. Ich dachte: was soll’s – schlimmstenfalls verblassen die Farben und sie schrumpfen ein wenig – einen Versuch ist es wert.
Ich habe mich auch gefragt, ob der Draht beim Auskochen zu rosten beginnt. Leider steht auf der Verpackung der Bastel-Pfeifenputzer nicht, ob man die auskochen kann. Hat bis vor wenigen Tagen vermutlich auch kein Mensch gemacht :‘-)
Auch auf der Verpackung des Gartendrahtes stand kein Hinweis, ob der kochfest ist. Macht man ja ebenfalls selten… Hmmm… der Gartendraht hat eine Kunststoffhülle – schlimmstenfalls schmilzt die weg beim Auskochen und es stinkt und die Maske ist im Eimer. Der Kochtopf vermutlich auch. Aber: wenn ich es nicht versuche, weiß ich es nicht.
Also: das Nähen eines Nasen-Mund-Schutzes ist etwas abenteuerlich… da sind einige unbekannte Variablen dabei…
Das Schnittmuster wurde in irgendeiner Whatsapp-Gruppe gepostet. Ich habe noch kurz 2 andere gecheckt – aber das von stoffe.de ging gar nicht (stark improvisiert und nur einlagig) und das Dritte war ähnlich dem von mir schlussendlich verwendeten.
Und vorab für alle, die sich fragen, ob der Draht meinen Kochtopf überlebt hat: JA, die Masken lassen sich trotz Sensibelchen-Stoffen und Draht problemlos auskochen!
In der ersten Charge habe ich 3 Stück genäht – für mich und meine zwei Kinder. Für den 7jährigen habe ich statt 17 cm nur 15 cm Breite genommen, für den (sehr schmalen) 5jährigen 12 cm. Die Länge habe ich ebenfalls jeweils auf das Doppelte der Seitenbreite gekürzt, also 30 cm bzw. 24 cm. Alles andere wie in der Erwachsenen-Version.
Der Nasen-Mund-Schutz ist schnell und easy zu nähen. Mit fertigem Schrägband wirklich schnell in 30 min. Wenn man die Stoffstreifen (mit dem Rollenschneider) auf 4 cm zuschneidet und selbst zum Band bügelt (habe ich bei der braun-orangen-Variante gemacht), dauert das bügeln etwas… da lag der Zeitaufwand bei etwa 1 Stunde pro Maske.
Ich werde mir wohl einen Schrägbandformer besorgen – oder schauen, ob ich irgendwo unkompliziert an Schrägband rankomme… meinen letzten Rest vom hautfarbenen habe ich für die Kindermasken verbraucht.
Ein Hinweis: Der Stoff muss wirklich ganz dünn sein, sonst fällt das Atmen durch die zwei Stoffschichten schwer. Die superdünnen, superteuren Spezialstoffe von irgendeinem amerikanischen Designer, die man eigentlich für Patchworkarbeiten verwendet, eignen sich perfekt.
Und für alle, die sich wie ich fragen, wie diese Dinger befestigt werden: Voila: binden. Einmal am Hinterkopf (diese Masche kann immer geschlossen bleiben), und einmal um den Hals (die öffne ich beim Abnehmen der Maske).
Der Große hat sie anstandslos getragen. Der Kleine bleibt freiwillig alleine im Haus, wenn die fahrende Bäckerei kommt – dem sind die Dinger noch nicht geheuer…
In der zweiten Charge wurden aus den geplanten 3 Stück dann doch gleich 5. Zusätzlich für den Papa der Kinder habe ich noch eine für seine Partnerin und eine für ihre Tochter genäht, plus eine zweite für mich zum Wechseln – und meine etwas ältere Nachbarin hat sich beschwert, dass ich für sie noch keinen genäht habe. Also noch einer mehr.
Bei den neueren NMS habe ich die oberste Falte auch erst etwas tiefer gelegt – damit die Falten erst unter der Nase beginnen – ich glaube, das ist angenehmer zu tragen. Habe ich aber noch nicht getestet.
Inzwischen konnte ich auch Schrägband im Mini-Stoffladen vor Ort organisieren. Per Email danach gefragt und bestellt, am nächten Tag „kontaktlose Übergabe“ mit Sackerl an der Tür. Leider waren nur die Farben grün und weiß vorrätig. Problem? Lösung! Ich hatte noch Reste von einer roten Stofffarbe zuhause – also habe ich die weißen Schrägbänder kurzerhand mit Hand vorgewaschen (vorsichtig durchgedrückt), in einem alten Kochtopf rosa und rot gefärbt – und mich dann gefragt, ob das eine hirnrissige Idee war.
Das Färben ging superschnell nebenbei, aber die Bänder waren danach nur noch halb so breit und mittelmäßig ausgefranst. Aber sie haben sich dann doch noch einigermaßen verarbeiten lassen. Ich musste sie allerdings wieder neu bügeln.
Trotzdem hat es sich rentiert. Die farbigen Bänder sehen bei den bunten Stoffen wesentlich besser aus als in reinweiß. Kann man anhand der zwei Blumenmasken oben gut sehen. Die zweite rote Blumenmaske habe ich mit weißen Bändern genäht – ist ok, aber schöner ist sie auf jeden Fall mit den roten.
Die Bänder für die blaue Maske hätte ich gerne in dunkelblau gefärbt, aber der Bipa vor Ort hatte leider nur schwarze Stofffarbe. Und weiter dürfen wir zur Zeit ja nicht fahren.
Sollte ich noch weitere Masken nähen, werde ich entweder nochmal versuchen an farbiges Schrägband zu kommen – oder alternativ wieder selbst aus Stoff zuschneiden und bügeln. Bevorzugt Ersteres, weil das immens Zeit spart.
Die Eckdaten:
Stoffe: dünne! Baumwollstoffreste aus dem Archiv, Schrägband, Pfeifenputzer aus der Bastelkiste der Kinder, Gartendraht
Schnitt: https://media.essen.de/media/
Benötigte Zeit: 2 Stunden für 3 Masken + 2:45 Stunden für weitere 5 Masken = 0:30 pro Maske, wenn ich mit fertigem Schrägband gearbeitet habe, 1:00 pro Maske bei selbst hergestelltem Band.
Habt ihr auch schon einen MNS genäht? Dann her mit den Links in den Kommentaren!
Ein Gedanke zu “NMS für alle”