Ein langjähriger Freund von mir hat Anfang des Jahres Nachwuchs bekommen. Mein Geschenk sollte schlicht und ein bisschen außergewöhnlich sein – so wie auch der Name.
Meine Wahl fiel auf eine einfache Wickeltasche. Wir haben zur Geburt unseres zweiten Sohnes auch eine geschenkt bekommen. Anfangs hat sich mir der Sinn derselben nicht erschlossen – aber nach einiger Zeit fand ich sie doch recht praktisch, um außer Haus diskret die wichtigsten Utensilien parat zu haben. Die Wickeltasche war bei uns immer gefüllt mit einer oder zwei Windeln (später Unterhosen), Feuchttüchern, Unterlegtuch für Wickeln am Boden und kleinem Plastiksack für die geruchlose Entsorgung der vollen Windel in fremder (kinderloser) Umgebung.
Von verkitschten Wickeltaschen mit tausend Applikationen und ebensovielen Taschen und Inhalt halte ich nicht viel, deshalb wollte ich etwas ganz schlichtes, aber doch mit Pfiff machen. Meine Wahl fiel auf einen blauen Jeansstoff und Innenfutter in orange, eine Lieblingsfarbe der Eltern.
Personalisiert habe ich die Tasche mit einer groben Namensstickerei im Stile einer stylischen Jeansnaht auf der Innenseite.
Und endlich habe ich beim Nähen auch wieder mal rechtzeitig daran gedacht, das Herz-Webband mit einzunähen, das und/oder neben dem piratenglueck Label mein Markenzeichen ist.
Bei der Recherche im Netz habe ich allerlei Varianten von Wickeltaschen gefunden – ganz schlicht, so wie ich sie genäht habe, mit zusätzlichen Innenfächern, mit Schnullerband, eine Kombi aus Wickelunterlage und Wickeltasche… aber da die Eltern auch sehr puristisch sind, war klar, dass es eine ganz einfache wird.
Ich habe auch nie verstanden, warum man unterwegs eine Creme oder sonstige Pflegeprodukte dabei haben muss. Wahrscheinlich, um eine riesige Wickeltasche in Größe einer Reisetasche zu rechtfertigen…? Aber die ist doch nur unpraktisch und schwer…? Aber vermutlich gibt es auch Babys, die all das Zeugs brauchen – meine jedenfalls nicht. Und Otto hoffentlich auch nicht 🙂
All die Geschenke, die man so üblicherweise – meist als Dekoration auf einer Windeltorte – zur Geburt bekommt (Cremes, Schnuller, Greiftiere, Fläschchen irgendwelcher Marken, …) sind in den meisten Fällen ziemlich nutzlos und werden weiterverschenkt oder landen im Müll. Schade drum. Deshalb wollte ich unbedingt etwas schenken, was die Beschenkten auch brauchen können. Ich hoffe sehr, dass mir das gelungen ist – wissen kann man das natürlich nie.
Hilfreich war mir diese Anleitung (Wickeltasche aus nur 2 Stoffteilen) und dieses Video (aufwändige Wickeltasche mit Innenfächern, Schnullerband – und wichtig für mich: Druckverschluss). Aus diesen beiden habe ich mir meine eigene Wickelttasche konstruiert. Ich habe die Idee des ersten Links aufgegriffen und den Hauptteil plus der linken Klappe aus EINEM Stück Stoff zugeschnitten. Aber da ich statt dem Gummibandverschluss eine Lasche mit Druckknopf haben wollte, habe ich mir eine schmale Lasche zugeschnitten – und mich für die Schichtung der Stoffe und das richtige Zusammennähen an das o.g. Video gehalten.
Druckverschluss deshalb, weil ich den bei unserer Wickeltasche auch oft als „Griff“ verwende, um sie mit nur einem Finger tragen zu können. Und ich bin mir nicht sicher, ob so ein (dünnes) Gummiband die Tasche im chaotischen Alltag einer Mutter wirklich gut geschlossen hält… hat da jemand Erfahrung? Elegant sie das schon aus mit dem Gummiband, das muss ich zugeben…
Die Maße meiner Stoffteile:
(und Skizze, wie die Teile beim Zusammennähen gelegt werden)
Wobei ich die Höhe der Wickeltasche das nächste Mal nochmal um 2 cm verkürzen würde (von 28 auf 26 cm) – je kleiner desto lieber. Trotzdem hat noch alles gut Platz (1 Packung Feuchttücher und 2 Windeln). Soll ja handlich bleiben und in der regulären Handtasche Platz finden…
Als ich jetzt die Fotos gesichtet habe, denke ich, dass eine Wickeltasche auch aus Cordstoff sehr elegant aussehen müsste… muss ich mir vormerken für das nächste Mal!
Und ich glaube, auch meine Ursprungsidee – aus einer alten Jeans eine Wickeltasche zu nähen – möchte ich doch gerne mal versuchen. Ich hatte Angst, dass die dann durch die Nähte zu dick wird – aber das glaube ich nun gar nicht mehr. Werde ich noch versuchen – für den Sommer haben sind ja wieder einige Bauchzwerge angesagt 🙂
Ich habe mir viel Zeit genommen, um auch alles richtig zu machen mit den ganzen Schichten. Vermutlich wäre eine zweite oder dritte Windeltasche viel schneller genäht. Trotzdem ist mir ein „Nicht-Fehler“ unterlaufen – hihi… Ich habe den Stoff bei den Durckknöpfen mit Vlieseline verstärkt, damit der auch jahrelang bombenfest hält. Habe dazu die Innentaschen aufgelegt, alles in die „richtige Position“ umgeklappt um sicherzugehen, dass das Vlies auch an der richtigen Stelle sitzt. Voila – alles festgebügelt. Dann Zweifel bekommen, dass das ja TOTAL MITTIG im Außenstoff ist – kann ja nicht sein…! Also wieder runtergerissen. Dann nochmal überlegt. Doch – die Position war GENAU RICHTIG! Oje. Also nochmal neues Vlies zuschneiden und aufbügeln.
Zu meiner Entschuldigung: ich habe schon wirklich lange nicht mehr genäht.
Es ist für mich schwer zu akzeptieren, dass beim Nähen der Hauptteil der Zeit immer mit den „Rundumarbeiten“ belegt ist – also überlegen, zuschneiden, überlegen, messen, feststecken, bügeln, überlegen, … anpassen, auftrennen – und Deko machen (aufsticken, aufbügeln, plotten, aufsteppen). Das eigentliche NÄHEN nimmt ja immer nur einen kleinen Teil der Zeit ein. Oder ist das nur bei mir so?!
Schnitt: aus oben genannten Anleitungen selbst zusamengebastelt
Stoff: Jeansstoff dunkelblau für die Außenseite und die Einstecktaschen, oranger Baumwollstoff für das Futter, Vlieseline für das Verstärken des Futters, der Lasche und die Position des zweiten Druckknopfs, 2 Camsnaps in silbergrau
Benötigte Zeit: 2,5 Stunden
Ein Gedanke zu “Wickeltasche für Otto”