Guten-Morgen-Uhr

Guten-Morgen-Uhr

September = Kindergartenbeginn. Ich stand wieder mal vor der Herausforderung, einen brauchbaren Rhythmus ins Familienleben zu bringen. Morgen-Routine, Abendroutine. Irgendwie schaffte ich es nie, pünktlich zu sein. Also habe ich nachgedacht – und eine Lösung überlegt, die mir und uns hilft.

guten-morgen-uhr

Ich bin selbständig. Das heisst, im Prinzip ist es egal, wann ich im Büro starte. Aber: ich muss mittags spätestens um 12:30 Schluss machen, um die Kinder wieder vom Kiga abzuholen. Mein Plan wäre (seit Jahren), dass ich um 8 im Büro starte, um wenigstens 4 Stunden zu arbeiten.
Tja. Der Plan…

Meistens schaffe ich es erst um 8:30 ins Büro – oder gar erst um 9:00 Uhr, wenn noch Einkäufe, Apotheke oder sonstige Erledigungen zu machen sind. Jeden Morgen das selbe Problem. Ich sitze gefühlt viel zu spät im Büro – und ärgere mich, dass ich es nicht früher geschafft habe.

Ja, ICH. Denn ich als Erwachsener bin verantwortlich, einen Zeitplan zu erstellen und einzuhalten – oder eben nicht. Wenn die Kinder die Wahl hätten, würden sie vermutlich so spät als möglich – oder gar nicht – in den Kindergarten gehen. Es ist MEINE Entscheidung, dass ich arbeite und sie in den Kiga gehen. Also liegt es an mir, Ihnen einen Zeitplan vorzugeben, wann ICH gerne hätte, dass sie dort sind.
Auf die Kinder zu schimpfen, dass sie morgens schneckenlangsam sind, finde ich unnötig. Ein 3jähriger und auch ein gerade 6jähriger haben noch kein Zeitgefühl. Schimpfen ist keine Lösung. Da ärgert man sich am Ende nur selbst – aber ändern tut sich nichts.

Die Verantwortung liegt also bei mir.

Abends das selbe Problem: Wir landen immer viel zu spät im Bett, schalten viel zu spät das Licht aus – und morgens sind die zwei kaum aus dem Bett zu bekommen, weil sie noch total müde sind. Ich glaube daran, dass ein Kind – im Grunde jeder Mensch – es verdient hat, ausreichend Schlaf zu bekommen. Im Schlaf erholt man sich. Verarbeitet Dinge, die unter Tags passiert sind. Der Körper kann zur Ruhe kommen. Und wenn man dann ausreichend aufgetankt hat, wacht man morgens von alleine auf. Ansonsten war die Nachtruhe nicht qualitätsvoll oder lang genug.

Also: es war eine Veränderung angesagt.
Erstmal: Beobachtung.

Ich habe überlegt, was jeden Morgen bzw. Abend passiert – und wie ich das abfangen kann. Ich habe mich (und die Kinder) beobachtet und festgestellt, dass wir keine fixe Abfolge der Tätigkeiten hatten. Und mit vielen Abweichungen. Abendessen war irgendwann zwischen 6 und 7. Wenn mir vorkam sie brauchen noch mehr Zeit für spielen, noch eine weitere Folge von Paw Patrol oder einfach zum raufen und auspowern haben wir einfach nochmal 10-15 Minuten drangehängt. Oder mehr. Morgens habe ich den zweien über 1 Stunde Zeit gegeben, um wenigstens DREI Bisse von einem Brot zu schaffen… aussichtslos…

Ich selbst habe mich dabei erwischt, diese Randzeiten immer wieder mal zu nutzen für Dinge, die „erledigt“ werden müssen. Endlich mal die schwarzen Ränder unter Fingernägeln säubern, den Geschirrspüler ausräumen, die Wäsche aufhängen,… – alles keine sehr langen Tätigkeiten, aber ungeplante.

Der Focus ist weg – die Zeit dehnt sich aus…

Dinge erledigt man am besten, wenn man den Focus drauf setzt. Und sich nur auf diese eine Sache konzentriert, die zu tun ist.

Das klingt jetzt total simpel – und ist es auch. Im Umkehrschluss bedeutet das auch, dass eine Aufgabe schlecht erledigt wird und sich zeitlich in die Länge zieht, wenn man den Focus auf mehrere Dinge gleichzeitig setzt. Es ist ja schon lange erwiesen, dass das vielgepriesene Multitasking nicht funktioniert.

So hat zum Beispiel unsere Abendroutine immer 1,5 bis 2 Stunden gedauert, obwohl die eigentlich benötigte Zeit nur 30 Minuten waren (Schlafanzug, Zähneputzen, Gute-Nacht-Geschichte).

Also galt den Focus zu setzen. Auf das, was wirklich zu tun ist.

Und im Idealfall: auch die Kinder. Der Kleine ist mit 3 Jahren noch zu klein, aber der Große mit gerade mal 6 Jahren versteht Zeiträume schon sehr gut.

Alle Tätigkeiten aufschlüsseln.

Ich habe mir die Dinge notiert, die morgens bzw. abends für uns zu tun sind. 2 Wochen lang habe ich beobachtet, was wirklich zu tun ist. Und habe bemerkt, dass ich manche Dinge übersehen hatte. Wasserflaschen für die Nacht füllen zum Beispiel. Eine letzte Folge Paw Patrol anschauen. Ja, das gehört bei uns auch zur Gute-Nacht-Routine. Das Wohnzimmer aufräumen. Nach dem Abendessen doch noch mal schnell was essen. Mir selbst die Zähne putzen.

Die Zeit und der Zeitpuffer.

Ich habe geschätzt bzw. beobachtet, wie lange wir jeweils für diese Dinge benötigen. Mit Puffer. Weil: Zähneputzen dauert eigentlich nur 2x 2 Minuten = 4 Minuten. Aber: bis ich beiden Kindern die Zähne geputzt habe, dauert das… bis sie den Mund aufmachen. Bis sie ihn wieder aufmachen. Und wieder. Und offen lassen. Bis sie mir erzählt haben, was sie gerade bewegt. Bis sie das erhaltene Bild auf der Zahnputz-App angeschaut, mit den anderen Bilder verglichen und besprochen haben. Ja – diese Zeit möchte ich Ihnen geben. Schließlich haben wir ja kein „Rennen“ oder Erledigungs-Marathon.
Deshalb habe ich zB. für das Zähneputzen 15 Minuten veranschlagt.

Dann habe ich das Ganze von hinten her aufgeschlüsselt. Also: wann will ich im Kinderzimmer das Licht ausmachen? Wann will ich im Büro sein / die Kinder im Kiga? Daraus ergibt sich dann, wann ich die Kinder wecke bzw. die Abendroutine startet.

Die Uhr als Hilfsmittel. Für alle.

Jetzt galt es nur noch, das Ganze optisch abzubilden. Also habe ich zwei kleine Uhren besorgt. Ein neues „Zifferblatt“ erstellt, in die zerlegte Uhr eingeklebt und wieder zusammen montiert. Sicherheitshalber mit Patafix, damit ich es austauschen kann. Die weiße Uhr ist jetzt also unsere Guten-Morgen-Uhr, die schwarze die Guten-Abend-Uhr.

Die jeweils gültige stelle ich dann für den Zeitraum der Routine ins Wohnzimmer auf’s Regal. So können die Kinder und ich sehen, welche Zeit gerade ist: Zeit, um eine Serie anzuschauen. Zeit, um die Schlafhose anzuziehen, Zeit, sich die Schuhe und Jacke anzuziehen. Zusätzlich habe ich mir in die Küche noch einen kleinen Wecker gestellt, damit ich während des Frühstück richtens auch die Zeit im Auge habe.

Das klappt nun generell prima. Der Große hat die Uhren mit voller Begeisterung angenommen und weist den Kleinen manchmal sogar darauf hin, dass er jetzt das iPad ausschalten soll  🙂

Und: vor allem für mich sind die Uhren eine tolle Unterstützung, den Focus zu halten. Und jetzt wirklich die Zähne zu putzen – und nicht noch schnell die Wäsche aufzuhängen.

Durch die Farben und Symbole können auch die Kinder die Uhr „lesen“ und erkennen ganz klar, was gemeint ist.

Hat’s geholfen?

Ja, definitiv. Wir sind nicht perfekt, aber meistens funktioniert der Ablauf jetzt morgens und abends. Und wir haben kaum mehr den Fall, dass wir das Zähneputzen auslassen müssen, weil wir soooo spät dran sind.

Ich bin erstaunt, dass ich die Kinder nun wirklich pünklich auf 8 zum Kindergarten bringe. Und das Beste: alles ist viel entspannter! Vor allem: ICH.

Und jetzt?

Das Zifferblatt für die Abendroutine hat sich inzwischen schon einmal geändert. Die 10 Minuten für WC und Schlafhose anziehen bzw. Zähneputzen war einfach zu knapp bemessen. Die habe ich inzwischen ausgedehnt auf jeweils 15 Minuten.

Ansonsten sind alle Zeiträume gut machbar.

Jetzt muss ich dem Kleinen nur noch beibringen, dass man NACH dem Zähneputzen nichts mehr isst. Aber das macht die Zeit wohl ganz alleine – dem 6jährigen kann ich das schon wunderbar erklären.

War das eine hilfreiche Anregung für dich?
Hast du auch schon etwas ähnliches gebastelt? Welche Hilfsmittel hast du, um Morgen- und Abendroutine zeitgerecht einzuhalten? Ich freue mich auf deinen Kommentar!

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