Ja, ich hab’s gewagt… ein Kleid für Mama. Für sich selbst zu nähen ist ja eine Sache, aber für jemand anderen? Bin jetzt um eine Erfahrung reicher.
Völlg motiviert war ich, für Mama ein Kleid zu nähen. Im Spätsommer stand ihr Geburtstag an und da sie ja sonst alles hat, ist es immer eine Herausforderung ein passendes Geschenk zu finden.
Sie besitzt ein nettes kurzes Sommerkleid, das ihr sehr gut steht. Sonst ist sie ja mehr der Hosentyp – also Jean und T-Shirt. Da gefiel mir die Idee, ihr ein Kleid zu nähen. Dass das gar nicht so easy ist, etwas wirklich passendes zu nähen, habe ich erst nachher gemerkt.
Meine Mum ist sehr sportlich, hat aber keine Optimalfigur. Taille und Hüfte gehen eher gerade nach unten. Deshalb war meine Idee, das Kleid oben zu betonen, damit optisch doch noch eine Taille zustande kommt. Tja, ich bin aber keine gelernte Modedesignerin – deshalb hat das nur bedingt geklappt. Wahrscheinlich hätte ich es eher mit einem gerafften Bauchteil versuchen sollen – das ist lt. Guido Maria Kretschmer ein „Bauchschmeichler“ – habe ich aber erst danach erfahren, als das Kleid schon fertig war.
Ich habe Schnittmuster durchforstet und bin schließlich beim Kreuzkleid von Schnabelina gelandet. Das betont Busen und Dekolleté. Gut für meine Zwecke. Den oberen Teil habe ich in doppelter Stofflage genäht, um die Aufmerksamkeit auf diesen Bereich zu lenken. Und beim Dekolleté einen Einsatz eingenäht, weil meine Mum dort keine so schöne Haut mehr hat, wie sie sagt. Ihre Oberarme mag sie auch nicht, deshalb habe ich Dreiviertel-Ärmel ans Kleid gebastelt.
Die Kanten habe ich mit einem Zierstich meiner normalen Nähmaschine abgesteppt. Leider war die teilweise überfordert und hat einfach Stiche ausgelassen. Ärgerlich! Meine W6 mag trotz Obertransportfuß einfach keinen Jersey… *grummel
Naja, das Nähen war ok, das Absteppen der Nähte mit der normalen Nähmachine wie immer eine Herausforderung. Am der vorderen Überkreuzung der Bündchen hat sich alles etwas verzogen, und den Einsatz musste ich nochmal raustrennen, weil er schief eingenäht war. Völlig problemlos hingegen war der hintere Ausschnitt.
Ich war mit dem Ergebnis zufrieden. Bis Mama dann das Kleid ausgepackt hat. Da war ich mir plötzlich nicht mehr sicher, ob ich die richtigen Farben gewählt habe. Zu bunt für eine fast 70jährige? Und trotz des gewählten „tiefen“ Ausschnitts saß der einen Tick zu weit oben. Und – was das blödeste war: ihr Bauch passte nicht ins Kleid! Also sie steckte drin wie in einer Wursthaut. Ich habe vorher natürlich ihre Maße genommen, während des Nähens aber nicht angepasst, weil das Kleid eine Überraschung sein sollte. Dieser Schuss ging nach hinten los 😦
Ich werde noch versuchen, vorne einen Keil mit 10 cm Stoff einzustückeln und hoffe, dass das gut aussieht. Ansonsten wohl ein Fall für die Tonne. Irgendwie ist mir der Bauch – zwischen Taille und Hüfte gelegen – beim Messen durch die Finger gerutscht. Anfängerfehler? Ich habe einfach nicht dran gedacht, dass der so groß sein könnte, dass man den bei einem Jerseystoff mitplanen muss.
Also alles in allem: gar nicht so leicht, für eine Figur zu nähen, die außerhalb der üblichen Maße liegt. Bin jetzt auf jeden Fall um eine Erfahrung reicher und werde versuchen das Kleid zu retten. Sollte ich es nochmal wagen meine Mum zu benähen, habe ich schon einen anderen Schnitt von Maria Denmark im Auge. Ein Kleid mit Bauchschmeichler-Falten und aus einfärbigem Jersey. Dekolleté ist durch den hohen Ausschnitt verdeckt, die Oberarme ebenso. Das könnte besser klappen. Und – noch gelernt: beim Nähen für andere besser einen Gutschein schenken – und dann beim Nähen zwischendurch anpassen, damit man ggf. gleich reagieren kann. So schaut’s aus.
Schnitt: Kreuzkleid von Schnabelina (Freebook)
Genähte Größe: 44 mit Größenanpassungen und verlängerten Ärmeln
Stoff: Blümchenstoff von stoffe.de, Spitzenstoff und rotes Bündchen von Grinsestern
Benötigte Zeit: 5,5 Stunden
Ich verlinke mit Schnabelina inpired Linkparty.
Ein Gedanke zu “Kleid für Mama”